Konzept eines dualen,
betrieblich-akademischen Ausbildungssystems in Ungarn
Im Rahmen des EU-PHARE-Projektes
"Strengthening the Links between Education and the Economy
in Hungary" wurde nicht zuletzt auf Anforderungen aus der
Wirtschaft an der Technischen Universität Budapest (TUB/BME)
ein sogenannter "Sandwich-Kurs" für Ingenieurstudenten
der höheren Studienjahre aufgelegt.
Ziele: Unternehmensbezogenens
Zusatz-Studienprogramm für Ingenieurstudenten.
Die Grundidee des Konzeptes,
das auf französische Erfahrungen zurückgeht, besteht
darin, interessierten Studenten nach einer dreijährigen Grundausbildung
die Möglichkeit einer Zusatzausbildung zu geben. Während
des normalen Studienganges wird - ohne Verlängerung der Studienzeit
- zusätzlich in zwei Jahren die Möglichkeit geboten,
sich auf einen zukünftigen Arbeitsplatz durch eine zusätzliche
managementtheoretische und praktische Spezialisierung zu qualifizieren.
Studenten, die sich für dieses Programm entscheiden, verzichten
in Teilen auf ihre Semesterferien.
Im Prinzip wird daher
der Versuch unternommen, ein duales Ausbildungssystem in die universitäre
Ausbildung einzuführen.
Status
Seit zwei Jahren läuft
bereits ein Pilotkurs an der TUB/BME. Die Managementmethodik ist
französischen Ursprungs. Zur Zeit ist ein größeres
ungarisches Unternehmen (Dunafer) in den praktischen Teil der
Ausbildung einbezogen. Im Pilotkurs wird den Studenten (z.Zt.
etwa20) je ein Tutor aus dem Unternehmen und der TUB/BME zugeordnet.
Die Erfahrungen des Pilotkurses werden als sehr positiv bewertet.
Die Finanzieriung aus französischer Quelle (Ingenieur 2000)
läuft jedoch am Ende dieses Jahres aus. Die Träger des
Projektes sind entschlossen, aufgrund der positiven Erfahrungen,
das kombinierte Ausbildungssystem nunmehr auf mehr Unternehmen
und Branchen sowie andere Länder in MSOE zu übertragen.
Einbeziehung deutscher
und Joint-Venture-Unternehmen
Die Projektträger
haben vorgeschlagen, bei deutschen Unternehmen das Ausbildungssystem
zu propagieren. Es wird angeboten, daß sich interessierte
Unternehmen sowohl inhaltlich als auch im praktischen Bereich
in dieuniversitäre Ausbildungsplanung einschalten. Das heißt,
sich an der Entwicklung neuer Curricula beteiligen. Damit wird
die Möglichkeit geboten, spezifische Managementerfahrungen
in Ungarn einzubringen und auf die Ausbildung direkten Einfluß
zu nehmen.
Die Träger des
Projektes
Träger des Sandwichprojektes
sind gegenwärtig die TUB/BME, die IBISTRA GmbH, ein Wirtschaftsberatungsunternehmen
aus Deutschland, sowie ein französischer Träger (Ingenieur
2000). Die IBISTRA hat das EU-Projekt in Ungarn mit initiiert
und von Anbeginn begleitet. Sie hat den Auftrag, seitens der EU
zum Monitoring und zur Weiterentwicklung und Übertrageung
auf andere MSOE-Länder .
Neue Trägerstruktur
Die bisherigen Projektträger
sindpunktuell bereits an verschiedene deutsche Unternehmer und
Joint-Venture herangetreten und auf Interesse gestoßen.
Sie haben mit dem DWC und der Friedrich-Naumann-Stiftung (Projekt:"Markt-
und standortgerechte Wirtschafts- und Unternehmenspolitik in MSOE")
Kontakte aufgenommen. Es wird versucht, mit dem im DWC organisierten
und Unternehmensvertretern sowie der Stiftung eine breitere Basis
für Ausbau und Weiterentwicklung derProjektarbeit zu gewinnen.
Es besteht dort grundsätzliche Bereitschaft zur Mitarbeit.
Spezifizierung und
Erweiterung der Projektarbeit durch Kooperation mit deutschen
Unternehmen und Joint Ventures
Neben den pädagogischen
Aspekten und Ausbildungsergebnissen wird insbesondere z.Zt. darüber
diskutiert, wie das Projekt selbsttragend kostengünstsig
und mit minimalen Administrationsaufwand eingerichtet werden kann.
Nach den gegenwärtigen Vorstellungen wird geprüft, ob
es zweckmäßig ist, einen Fond einzurichten, über
den die Finazierung des Projektes laufen kann. Einerseits ist
es nach den Erfahrungen in der Pilotphase erforderlich, den Studenten
ein Stipendium zu gewähren.F ferner müssen zusätzliche
Ausbildungsmodule finanziert und eventuell Auslandsaufenthalte
unsterstützt werden. Die Vorstellungen laufen u.a. z.B. darauf
hinaus, zur Vermeidung von Bürokratie.... und Vorschriften
den Prozeß der Auswahl und Finanzierung nach Bedingungen
marktwirtschaftlichen Wettbewerbs ablaufen zu lassen. Hierzu werden
gegenwärtig allerdings konkretere Vorstellungen und Vorschläge
erarbeitet.
Das Projekt steht grundsätzlich
allen in- und ausländischen Unternehmen offen. In der Förderphase
durch die EU ist es jedoch naheliegend, daß es sich auf
Unternehmen aus Mitglieds- und Assoziierungsländern beschränkt.
Der deutsche Projektpartner, die IBISTRA GmbH, sowie die Friedrich-Naumann-Stiftung
wären sehr daran interessiert, den deutschen Beitrag auszubauen.
Der DWC sieht nach Aussage seines Vorsitzenden ebenfalls ein
wichtiges uns satzungskonformes Betätigungsfeld für
den Club und interessierte Mitglieder.
Vorstellungen über
das Verfahren
Es wird von der Vorstellung
ausgegangen, daß deutsche Unternehmen ihren betriebsspezifischen
künftigen Bedarf an hochqualifizierten Fach- und Führungskräften
mit ingenieurwissenschaftlicher Grundausbildung feststellen. Ihnen
wird dann im Rahmen eines Wettbewerbs oder einer Auktion die Möglichkeit
gegeben, sich Studenten im ingenieurwissenschaftlichen Bereich
der TUB/BME auszuwählen, die leistungsmäßig in
der Lage scheinen, den spezifischen Anforderungen des Unternehmens
zu entsprechen. Den Studenbten wird ihrerseits die Möglichkeit
geboten, speziell sich unter Berücksichigung von Branchenattraktivität,
persönlichen Interessen, Motivierung, aber auch im Hinblick
auf die angebotene Stipendienhöhe, die je nach Unternehmen
und studentischer Qualifikation gestaffelt sein kann, sich für
die Zusatzausbildung in einem Unternehmen zu entscheiden. Als
Motiviationsschub für die Studenten wirkt einerseits die
Aussicht auf einen interessanten Arbeitsplatz sowie die Chance
moderne Arbeitsmethoden und Managementerfahrungen zu studieren
und zu trainieren. Nicht zuletzt ist die Aussicht auf ein zusätzliches
Stipendium als Anreiz als Kompensation für die Nutzung vorlesungsfreier
Zeiten und Ferien zu sehen.
Die Studenten verbringen
das 7.-10. Semester im Projekt. Während des 7. und 9. Semesters
nehmen sie teil an zusätzlichen theoretischen Managementkursen
an der TUB/BME. Das 8. und 10. Semester verbringen sie im Unternehmen.
Zwischen der akademischen Ausbildungsstätte und dem industriellen
Partnerunternehmen wird nicht zuletzt durch die Einbeziehung von
Tutoren eine enge zielgerichtete Kooperation angestrebt. Es wird
erwartet, daß die Unternehmen nach entsprechender Einarbeitungszeit
die Studenten auch fallweise mit anspruchsvollen Aufgabenstellungen
in die praktischen Betriebsabläufe integrieren und entsprechend
testen können.
Die theoretischen und
praktischen Aufgabenstellungen sollen sich ergänzen und aufeinander
abgestimmt sein. Die Studenten erhalten einerseits an der Universität
eine intensive thoretische Ausbildung in speziellen Managementtheorien
und -modellen. Ferner werden sie in moderner Informationstechnologie
unterrichtet und erhalten Fremdsprachenunterricht in einem speziellen
Sprachmodul.
Mit dieser Sandwich-Ausbildung
sollen speziell praxisorientierte Studenten angesprochen werden,
die fähig und gewillt sind, sich als Fach- und Führungskräfte
zu entwickeln und zu qualifizieren.